Wir träumen und spinnen

Wir träumen und spinnen: Wir wollen unsere Bäume und den Spielplatz erhalten. Wir wollen unsere Vision einer gemeinschaftlichen, solidarischen Nachbarschaft mit Allen – Pankowerinnen, Alt- und Neu-Berlinerinnen – leben. Hier ist etwas Wunderbares entstanden: ein Ort, der nicht von Geld und Gier regiert wird, den sich die Menschen, die hier leben, gemeinsam mit Freundinnen und Gästen aufgebaut haben. Es war ein jahrelanger Lernprozess, was wollen wir und wie wollen wir es machen ? Ein verrückter 5- eckiger Bücher-Baum ? Ja ! Da ist er: einmalig auf der ganzen Welt ! Täglich wird er von vielen Menschen – groß und klein – besucht. Ja hier steht die weltweit einmalige 7-eckige Baumbank um die dicke alte Kastanie – herumgebaut mit Spenden unserer Baumpatinnen. Wie oft haben wir da gesessen, geredet, geküsst – Kaffee oder Bier getrunken. Wir haben Sträucher gepflanzt – Johannisbeeren, rote und schwarze, Stachelbeeren, Himbeeren, die Hochbeete mal mit Tomaten und Kartoffeln, Bohnen Knoblauch oder Kresse, ins Kräuterbeet Rosmarin, Salbei und Minze gesetzt. Wir haben immer wieder versucht, die Wiese zu retten, neu gesät, bei Hitze und Trockenheit Bäume und Pflanzen gegossen. Wir hatten tolle Feste und Konzerte. Die Nachbarschaft hat sich kennengelernt. Viele hundert Menschen aus der ganzen Stadt kamen zu den Konzerten, die wir seit April 2020 – Ihr erinnert Euch – mitten im ersten Lockdown haben wir begonnen — jeden Sonntag um 17:00 Uhr veranstaltet haben, in einer Zeit, da die Musikerinnen nicht auftreten durften: Auch im Winter haben wir weiter gemacht; weil wir gern zusammen am Feuer saßen. Und selbst bei Kälte und Schnee kamen musikalische Gäste …
Wir haben uns etwas Unerhörtes getraut: uns selbst ermächtigt – gemeinsam und solidarisch miteinander zu leben.
+++ Wie es jetzt weitergeht wissen wir nicht. Unser offener Brief hat nach 2 ½ Wochen 2.500 Unterschriften. Das ist ein klares Statement unserer Unterstützer*innen.
Die Baugenehmigung sei erteilt – heißt es aus dem Hause Geisel -Senator Bauen Wohnen – so ist das, wenn man seine Macht derart missbraucht, unempfindlich gegen jede Kritik ist und glaubt über allem zu stehen.


Noch stehen die Bäume. Doch sie könnten jeden Tag fallen. Das legitimiert ein Sonderbaugesetz § 246. Dieses hebelt selbst das Bundesnaturschutzgesetz aus, demnach gilt lt. § 39 Absatz 5 in der Zeit vom 01.03. bis 30.09. eines jeden Jahres das „Sommerfällverbot“.

Was wir mit unserer Grüner Kiez Pankow, Bürgerinitiative gezeigt haben, ist, wie ein lebenswertes Leben in unseren Städten aussehen kann. Es ist ein Real-Versuch, ein Entwurf und nicht umsonst steht da „Allmende“ – was modern auch „Commons“ heißt und bedeutet, die Güter, die wir Menschen zum Leben brauchen, respekt- und verantwortungsvoll gemeinsam nutzen – (nicht übernutzen) ohne Profitzwang und mit gemeinsam ausgehandelten solidarischen Regeln. Darüber haben wir bei unseren Wiesen-Lectures u.a. mit Kultursenator Klaus Lederer gesprochen. Und wie er richtig bemerkte, frei nach Adorno: „Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.“ In einer Gesellschaft, wie dieser, wo jegliches Eigentum juristisch wie Privateigentum behandelt wird, jederzeit meistbietend verscherbelt werden kann und dem Irrsinn des Wachstumszwangs unterliegt, haben es solche Ideen schwer. Wenn wir nicht anfangen, jede und jeder und alle gemeinsam, dann bleiben sie ein Traum. „Der Traum ist aus“ singt Rio Reiser, „Aber ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird !“

Julia Dimitroff

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